Vom Transitraum zum Transformationsraum

Ich bin ein Westberliner Kind, das von der anderen Seite der Mauer rüber geguckt hat. Die Leipziger Straße blieb meinem Blick dabei immer ein wenig im Verborgenen.
Bewusst wahrgenommen habe ich sie erst Jahre später, als Verkehrsmagistrale. Gefühlt waren nur sehr wenige Menschen auf der Straße, wenig Grün, aber viel Grau und hohe Häuser. Ein Unort, den man möglichst schnell passiert und wieder hinter sich lässt.
Dieser Eindruck änderte sich allmählich, nachdem ich an den Spittelmarkt gezogen war.
2021 ging ich zum ‚Tag der freien Straße‘ rüber in die Leipziger.
Plötzlich waren da viele Menschen und Kinder malten mit bunter Kreide großflächig auf dem Asphalt. Was für ein geniales Mittel, um einem Ort einen völlig anderen Charakter zu geben, ohne dass erst die Bagger anrücken müssen. Durch diese Erfahrung verschob sich meine Perspektive auf die Straße schlagartig. Sie verwandelte sich von einem Transitraum zu einem Transformationsraum.
Man sieht ja, wie sie sich verändert. Es entsteht Kunst und Mode, Galerien und Architekturbüros ziehen ein. Das sind klassische Anzeichen für einen Umbruch. Man sagt ja, Berlin ist ewig im Werden oder nie fertig. Und ich glaube, das trifft hier ganz besonders zu. Man begegnet Menschen mit klugen Ideen und mit der nötigen Entschlossenheit, diese auch umzusetzen.