Man wollte amerikanische Küchen
Durchreichen gehörten zur Grundausstattung. Diese hier ist mit Gabunholz furniert und poliert sieht sie aus wie Vollholz. Die Furnierten waren erste Wahl, Holzdekorfolie war natürlich nicht so schön. Das restliche Mobiliar der Wohnung, in die ich 2003 eingezogen bin, war ästhetisch eine Katastrophe.
Nach zwei Jahren bin ich zu meiner Freundin in die Hausnummer 40 übersiedelt. Da war auch eine Durchreiche drin, die ging aber gar nicht.
Sie war farblich überlackiert und vom Holzfurnier war nichts mehr zu sehen. Ich habe dann in einer Nacht-und-Nebelaktion die Durchreiche aus der alten Wohnung ausgebaut und mit Bekannten auf zwei Rollbrettern über die Straße gefahren.
Zwei Tage vor meinem Umzug kam eine Mitarbeiterin der Wohnungsverwaltung mit Kaufinteressenten vorbei. Wo denn die Durchreiche sei, hat sie entsetzt gefragt. „Die hat den Standort gewechselt, die ist jetzt woanders“, hab‘ ich gesagt. „Woanders?“ „Ja, die ist auch schon 50 Jahre alt.“
Die Durchreichen wurden aus vielen Wohnungen ausgebaut, man wollte eben so offene, amerikanische Küchen haben. Diese hier ist jetzt sozusagen ein Unikat.